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Beiträge unserer „Zugvögel“

Südkorea – Ein Abenteuer das ich nie vergessen werde!

Hallo, mein Name ist Simon Lamm und ich habe von Februar 2023 bis Dezember 2023 zwei Semester an der Hanyang Universität in Südkorea verbracht. Die Zeit in Südkorea war bisher die schönste in meinem Leben und ich möchte mit euch ein paar meiner Erfahrungen teilen und euch ein paar Tipps für die Vorbereitungen mit auf den Weg geben.

Vorbereitungen

Ich bin als Freemover nach Korea gegangen, was bedeutet, dass ich eigenständig eine Universität gesucht und nicht an einer Partneruniversität studiert habe. Als Freemover muss man die Studiengebühren aus eigener Tasche bezahlen, welche jedoch normalerweise vom Auslands-Bafög wieder an euch zurückgezahlt werden. Beworben habe ich mich nicht direkt bei der Hanyang Universität, sondern über das Portal Asia Exchange. Asia Exchange bietet für ein Entgelt von etwa 75€ an, die Bewerbung an der Universität, die Anmeldung im Wohnheim und vieles mehr für euch zu erledigen. Dazu beantwortet Asia Exchange auch alle wichtigen Fragen, welche euch bezüglich eures Auslandsaufenthaltes beschäftigen. Zudem hat Asia Exchange einen Vertrag mit der Hanyang Universität, wodurch die Studiengebühren günstiger sind als bei einer direkten Bewerbung an der Uni. Ich habe zwar gute Erfahrungen gemacht, jedoch haben andere Freunde auch ihre Probleme mit Asia Exchange gehabt und haben viele wichtige Informationen nicht erhalten. Meine Empfehlung ist es daher, sich direkt an der Uni zu Bewerben oder an einen der Partneruniversitäten der OTH zu studieren.

Nachdem ich die Zusage der Uni erhalten habe, ging es darum ein Visum zu beantragen. Das Beantragen des Visums kann zu Beginn etwas überwältigend wirken, da eine Menge Dokumente benötigt werden. Liest man sich jedoch sorgfältig alle Anweisungen durch und stellt im Notfall Fragen an die Botschaft ist auch das nicht schwierig zu meistern. Das Visum lässt sich Online bzw. per Post via KVAC oder an einem der Koreanischen Konsulate in Berlin, Bonn, Frankfurt oder Hamburg persönlich beantragen. 

Noch bevor es nach Korea ging, galt es die Fächer zu wählen. Die Fächerwahl begann um 3 Uhr morgens deutscher Zeit und ich empfehle euch zu dieser Zeit tatsächlich wach zu sein. In Korea passiert es nicht selten, dass nach nur 10 Sekunden die Plätze für ein Fach alle belegt sind. Daher empfehle ich auch jedem nicht zu erwarten in Korea viele Fächer einbringen zu können, da man die gewünschten Fächer selten alle bekommt.

In Korea angekommen gab es noch eine wichtige organisatorische Sache zu erledigen. Innerhalb 10 Wochen nach der Ankunft in Korea muss eine Residence Card, die sogenannte Alien Registration Card (sehr seltsamer Name) beantragt werden. Dies ist nochmal etwas lästig, jedoch schickt euch eure Uni alle notwendigen Informationen zu. Vor eurem Vorhaben in Korea ein Auslandssemester zu machen, kommt einiges an Bürokratie auf euch zu. Macht euch diesbezüglich aber keine Sorgen, egal wo man sein Auslandssemester verbringt, es ist mit einer Menge Organisation verbunden und ich sage euch das ist es definitiv Wert.

Wichtig dazu ist es noch anzumerken, dass die meisten ausgestellten Visen sogenannte Single-Entry Visen sind, womit ihr, sobald ihr Korea einmal betreten habt mit dem selbem Visum nicht nochmal einreisen dürft. Habt ihr jedoch eure Residence Card erhalten dient diese als euer Ausweis in Korea und ihr dürft während eurer Zeit in Korea beliebig oft ein- und ausreisen. Dies ist insbesondere wichtig, solltet ihr einen Urlaub in nahe gelegene Länder wie z.B. Japan planen.

Das Leben an der Hanyang Universität

Die Hanyang Universität besitzt zwei Campi (ich habe nachgesehen, das ist tatsächlich der Plural von Campus haha), einen in Seoul und einen in Ansan und ich habe am ERICA Campus in Ansan studiert. Ansan ist eine 700.000 Einwohner Stadt, welche mit dem Bus etwa 1-1,5 Stunden von Seoul entfernt liegt.  Viele der anderen Austauschstudenten konnten sich nicht mit Ansan anfreunden, da sie lieber in Seoul studiert hätten, doch gibt man Ansan eine faire Chance, kann man auch dort viel erleben. So hat Ansan eine Downtown Area in der näher der Jungang-Station, in der es viele Bars, Karaoke-Zimmer, Cafés und Restaurants gibt. Darüber hinaus bietet das sehr neue Stadtgebiet in Gojan eine Menge Möglichkeiten fürs Shoppen, Kinos und viele andere Dinge. Aber allein der Campus ist schon riesig und es gibt eine Menge zu entdecken. Um vom Wohnheim, welches sich am Campus befindet, zum Main Gate zu kommen, benötigt man zu Fuß etwa 15 Minuten. Deshalb gibt es auch einen kostenlosen Shuttlebus, der regelmäßig Schüler vom Wohnheim zum Main Gate oder zur U-Bahn- Station Richtung Seoul bringt. Das Leben im Wohnheim war sehr interessant. Innerhalb des Wohnheimes gibt es eine Cafeteria, in der es für etwa 3€ Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt, Tischtennis- und Billiardräume, ein kleines Fitnessstudio, Waschräume und sogar einen Convinience Store, der alles verkauft, was man im Alltag so braucht. Dazu kommt, dass die Miete lediglich 250€ beträgt. Theoretisch wäre es also möglich sein komplettes Semester nur am Campus zu verbringen. Das Wohnheim bietet lediglich zwei Nachteile: man muss sich das Zimmer teilen und man hat keine Küche. Bevor meiner Ankunft machte ich mir große Sorgen, wie es wohl ist mit einer Person das Zimmer zu teilen, doch ich war positiv überrascht, wie schnell man sich darauf anpasst. Sollte dies euch jedoch überhaupt nicht gefallen, gab es außerhalb der Campus für 350-400€ auch gut bezahlbare Ein-Zimmer-Apartments. In der Nähe des Campus gibt es ebenfalls eine Vielzahl an günstiger Restaurants und Bars.

Darüber hinaus gibt es an jeder Universität Koreas einmal pro Semester ein großes kostenloses 3-tägiges Festival, bei dem die verschiedensten Berühmtheiten aus Korea auftreten. Dazu gibt es noch eine Menge an Essenständen und Zelte einzelner Fakultäten, an denen nach den Konzerten Essen und Getränke gekauft werden kann. Während der Festival Zeit ist der Campus im absoluten Ausnahmezustand. Jeder ist in Feierlaune, Vorlesungen werden nicht wirklich ernst genommen (auch nicht von den Profs) und es sind so viele Leute am Campus wie nie. Tatsächlich fällt es mir schwer in Worte zu fassen, man muss es einfach mal selbst gesehen haben 😉. Anhand der kostenlosen Festivals, des Shuttlebus, des Wohnheims, der Größe des Campus und der Einrichtung der Klassenzimmer, merkt man definitiv, dass es sich um eine private Uni handelt und das Geld in die Einrichtungen fließt. Daher war die Qualität des Campusleben auch durchaus höher als an deutschen Unis.

Es lässt sich also sagen, dass es auch in Ansan eine Menge zu erleben gibt und sollte das doch zu langweilig werden ist Seoul auch schnell erreichbar. In Seoul gibt es viele tolle Orte, die es sich lohnt einmal anzusehen. Auch wenn ich überraschender Weise nicht viel Zeit in Seoul verbracht habe, möchte ich euch 3 Orte ans Herz legen. Der Gyeongbok Palace ist ein Palast in Mitten Seouls, welcher mit seinen gut erhaltenen traditionellen Gebäuden eine echte Augenweide ist. Darüber hinaus ist es möglich sich dort ein Hanbok, die traditionelle koreanische Tracht auszuleihen. Sich den Palast einmal anzusehen, während man ein Hanbok trägt, ist ein klassisches Touri-Erlebnis, das man einmal gemacht haben sollte. Des Weiteren ist der Ausblick bei Nacht vom N-Seoul Tower am Gipfel des Namsan Berges sehr empfehlenswert. Man kann von dort gefühlt komplett Seoul überblicken und es ist ein erstaunliches zu sehen welche Ausmaße die 8 Millionen Metropole besitzt. Zuletzt ist Hongdae ein beliebtes Ziel für die meisten Austauschstudenten. Hongdae ist die Partymeile schlechthin in Seoul, mit einer Unmenge an Clubs, die von Montag bis Sonntag durchgehend geöffnet haben. Dazu gibt es eine Menge Bars zum Vorglühen und sogar einige Möglichkeiten zu shoppen. 

Bezüglich der täglichen Ausgaben kommt es ganz auf euren Lebensstil an. Geht ihr in der Mensa essen und nicht zu häufig ins Restaurant kommt man bereits mit 15.000 Won (10€) pro Tag gut zurecht. Ich hingegen habe in etwa 25.000 – 40.000 Won (17€-27€) benötigt. Dabei muss ich aber anmerken, dass ich während der Auslandssemester viele Erfahrungen mitnehmen wollte und viel verschiedenes Essen in Restaurants ausprobiert und an vielen Aktivitäten teilgenommen habe. Insgesamt lässt sich sagen, dass Korea Preistechnisch definitiv günstiger ist als Deutschland.

 

Spezielle Aktivitäten in Korea

Korea liefert einige spannende Unternehmungen, welche dort an jeder Ecke zu finden sind, in Deutschland jedoch kaum bis gar nicht. Im Folgenden möchte ich euch einige davon vorstellen.

                노래방 / Karaoke

Korea bietet ähnlich wie Japan eine für uns Europäer fremde Form des Karaoke. Anstatt vor einem großen Publikum angetrunken euren Lieblingssong zu grölen, bekommt man in Korea ein privates Zimmer für sich und seine Freunde in dem eine Karaokemaschine steht. So könnt ihr mit euren Freunden entspannt Party machen und euren Stress rauslassen, ohne euch Sorgen machen zu müssen, dass andere euch hören. Dabei gibt es eine etwa teurere Form, bei der ihr euch sogar Essen und Trinken ins Zimmer bestellen könnt, oder Coin-Karaoke bei dem ihr Bargeld in die Karaokemaschine gebt und dann drauf lossingen könnt. Das Coin-Karaoke ist besonders günstig mit einem Preis von etwa 1.000 Won (0,70€) pro 4 Songs.

                피씨방 / PC Café

Für die Gamer unter euch habe ich nun einen wahrgewordenen Traum. PC Cafés sind überhaupt nicht vergleichbar mit denen in Deutschland. In Korea könnt ihr in PC Cafés gehen (welche meist 24h geöffnet sind) und für einen günstigen Preis von nur 1.000 Won (0,70€) pro Stunde sämtliche Onlinespiele auf guten PCs spielen. Darüber hinaus habt ihr solange ihr im PC-Café spielt bei allen Spielen alle Charaktere freigeschaltet. Zu diesem Erlebnis kommt, dass ihr euch an euren Tisch Essen und Getränke bringen lassen könnt. Somit könnt ihr euer Gaming-Erlebnis mit einem leckeren Abendessen verbinden.
PS: Koreaner sind für gewöhnlich etwas vorsichtiger mit Schimpfwörtern, wollt ihr jedoch welche lernen könnt ihr im PC Café an den Tischen neben euch eine Menge aufschnappen. 😉

                삼겹살 / Korean Barbecue

Korean Barbecue ist mir besonders ans Herz gewachsen. Korean Barbecue ist, anders als das klassische Grillen bei uns zu Hause im Garten, in einem Restaurant, bei dem das Fleisch direkt auf einem Tischgrill auf eurem Tisch gebraten wird. Ist das Fleisch fertig, wird es mit einer Schere (ja, ich weiß das klingt ungewöhnlich) geschnitten und es kann direkt vom Grill gegessen werden. Alternativ könnt ihr das Fleisch auch zusammen mit anderen Beilagen, wie das für Korea typische Kimchi, in ein Salatblatt legen, dieses dann zusammenfalten und mit den Händen essen. Korean Barbecue ist nicht nur unheimlich lecker, sondern auch atmosphärisch eine wundervolle Erfahrung mit Freunden.

                Arcade Hall

Zwar kann man dort nicht den ganzen Tag verbringen, doch es ist ein netter Zeitvertreib. Arcade Halls gibt es ähnlich wie Karaoke-Bars und PC Cafés gefühlt an jeder Ecke. In den Arcade Halls gibt es Boxautomaten, die meistens im Freien stehen, um betrunkenen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen (ich spreche aus Erfahrung hehe), Airhockey, Mario Kart mit Lenkrad und Pedalen, Trommelspiele und vieles mehr. Muss man also gerade auf etwas warten, oder hat man ein wenig Kleingeld übrig sind die Arcade Halls eine nette Abwechslung und einen Besuch wert.

Koreanische Kultur und koreanisches Essen

Zuletzt möchte ich noch etwas auf die koreanische Kultur eingehen. Dabei möchte ich anmerken, dass alles, was ich im Folgendem beschreibe, lediglich meinen eigenen Erfahrungen entspricht. In Korea ist alles schnell und gehetzt. Leute sind sehr von Wettbewerb untereinander getrieben, weshalb jeder versucht, möglichst schnell alles zu erledigen, oder von A nach B zu kommen. Deshalb seid nicht überrascht, wenn ihr euch zu Beginn etwas gestresst fühlt, insbesondere wenn ihr in Seoul seid. Nichtsdestotrotz sind Koreaner ein sehr Hilfsbereites Volk. Jedes Mal, wenn ich den Weg nicht fand oder Hilfe bezüglich meiner Dokumente brauchte, war jemand zur Stelle, um mir zu helfen.

Koreaner sind auch relativ schüchtern, insbesondere wenn es darum geht Englisch zu sprechen. Zwar können die meisten Koreaner gut Englisch sprechen, sind aber aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks sehr perfektionistisch und haben Angst Fehler zu machen. Im Alltag kommt ihr gut mit nur Englisch zurecht, jedoch ist es einfacher koreanische Freunde zu finden, wenn ihr die Sprache etwas könnt. Dabei meine ich gar nicht, dass ihr in der Lage sein müsst volle Gespräche zu führen, aber die Menschen fühlen sich gut, wenn ihr euch bemüht ein paar Dinge auf Koreanisch zu sagen. Zudem kommt ein Gefühl, dass auch ihr euch traut eine Sprache zu sprechen, obwohl ihr sie nicht perfekt könnt und die Koreaner werden offener dafür sich mit euch in Englisch zu unterhalten. Bevor ich nach Korea gegangen bin, habe ich mithilfe von Büchern von Talk to me in Korean zuerst Hangeul, das koreanische Alphabet und dann ein paar erste Grundlagen gelernt, um mich halbwegs verständigen zu können. Jede koreanische Uni bietet ebenfalls Koreanisch-Intensivkurse an, welche euch innerhalb von 200 Stunden jeweils auf das nächste Sprachniveau bringen. Diese sind zwar etwas teuer, jedoch war ich dank der Förderung durch OTH International und PROMOS dazu in der Lage in beiden Semestern diesen Kurs zu belegen und mein Koreanisch auf B1-Niveau zu verbessern. Dadurch war ich in der Lage Freundschaften zu schließen, auch mit Leuten welche ein bisschen bis gar kein Englisch konnten. Ich empfehle jeden, der Interesse hat die Sprache zu lernen, einen solchen Kurs zu besuchen. Außerdem habe ich dadurch einen Grundstein gelegt sollte ich in Korea einmal meinen Master machen, oder dort arbeiten wollen.

Korea ist ein kollektivistisches Land, was bedeutet, dass das Gruppengefühl einen besonders großen Stellenwert hat. Hat man erst einmal koreanische Freunde gefunden, isst man selten allein und man wird bei den meisten Vorhaben mit einbezogen. Auch jeder Club an der Uni, Freizeitgruppen und sogar in der Arbeit hat man regelmäßig Events, bei denen man gemeinsam Essen und Trinken geht. Das hat jedoch auch seine Nachteile, da man, um zu solchen Gruppen dazuzugehören die Normen der Gruppe einhalten muss und für Individualität ist weniger Platz als bei uns in Deutschland. Das Ganze hat also gute und schlechte Seiten und wie man das bewertet ist jedem selbst überlassen. Ich persönlich bevorzuge sogar die soziale Dynamik in Korea.

In Korea könnt ihr eine Vielzahl an leckeren Gerichten essen und meist sogar recht preiswert. Ein durchschnittlicher Besuch in einem Restaurant kostete mich etwa 10.000 Won (7€) und in Seoul zwischen 12.000 und 13.000 Won. Die von mir empfohlenen Gerichte sind Samgyeobsal, Dak-galbi, Gukbab, Kimchi jjim, um nur einige davon zu nennen. Vorsicht ist nur geboten für Vegetarier. In Korea enthalten 95% der Gerichte Fleisch und die Vegetarier, die ich in Korea traf, hatten alle große Schwierigkeiten anständige Mahlzeiten zu finden und manche haben sogar einiges an Gewicht verloren. Insbesondere für Vegetarier die sich die Freude nach Korea zu reisen nicht nehmen lassen wollen, empfehle ich ein Apartment mit eigener Küche zu mieten, um anständige Mahlzeiten essen zu können.

Abschließende Worte

Ich hoffe mein Überblick über meine Erfahrungen in Korea konnten euch ein paar nützliche Informationen liefern. Die gesammelten Erfahrungen aus 10 Monaten in einem Blogartikel zusammenzufassen fällt mir sehr schwer und es gibt noch eine Menge unerzählte Geschichten. Solltet ihr also noch Fragen bezüglich meiner Erfahrungen in Korea haben, oder Unterstützung bei der Organisation eures eigenen Auslandssemesters haben, meldet euch gerne bei mir per Mail unter: s.lamm@oth-aw.de

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